Musik und Klima

Schaden begrenzen.

Mobilität des Publikums

Alle bisherigen Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Anreise des Publikums den größten Anteil des CO2-Ausstoßes von Konzertevents und Festivals verursacht und eine entscheidende Rolle in der Klimabilanz des Musiksektors spielt.
Laut der Green Music Initiative liegt die Anreise des Publikums anteilig bei 40% der bei einem Popfestival ausgestoßenen Treibhausgase (Krafeld, S. 2). Julie’s Bicycle kam 2007 zu dem Schluss, dass die Mobilität des Publikums den größten Anteil an Emissionen im britischen Musiksektor hatte (Julie’s Bicycle, S. 8). Radiohead ließ den CO2-Ausstoß zweier ihrer Touren (2003 & 2006) messen. 86% und 97% der Gesamtemissionen waren in diesen Beispielen von der An- und Abreise des Publikums verursacht (Best Foot Forward, S. 3).

Was man tun kann
Wie zum Konzert angereist wird, hängt zwar sehr stark von der individuellen Entscheidung des Publikums ab, ist jedoch trotzdem beeinflussbar. Relevante Faktoren sind die Entfernung zum Konzertort, die Möglichkeit zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, der Fahrtpreis, die Dauer des Konzerts und die Bequemlichkeit des Publikums. Viele Konzertveranstalter kombinieren bereits die Eintrittskarte mit einem inklusiven Ticket für den öffentlichen Nahverkehr.
Für Konzerte in Orten weiter außerhalb, die häufig schlecht öffentlich zu erreichen sind und nachts oft nicht mehr angefahren werden, sowie für Festivals, meist weit entfernt von einer großen Stadt, gibt es ebenfalls die Möglichkeit den Individualverkehr mit Autos zu verringern: Plattformen wie www.fahrfahraway.com bieten die Möglichkeit zur Organisation von Fahrgemeinschaften zu Festivals und Konzertorten.
Vor allem sollte das Bewusstsein der Konzertbesucher*innen dahingehend gestärkt werden, dass ihre Entscheidung über die Anfahrt zum Konzert äußerst relevant ist. Bisher scheint die finanzielle Entlastung sowie die bessere CO2-Bilanz beispieslweise vielen Besuchern der Bayreuther Festspiele nicht Anreiz genug zu sein, um auf ihre Anreise mit dem meist prestigeträchtigen Privatauto zu verzichten – und das trotz der Fußläufigkeit vom Festspielhaus zum Bahnhof und der prädestinierten Staus, die durch die ungeheuren Mengen an mäßig besetzten Privatautos ausgelöst werden (Krafeld, S. 3f).
Festivals wie das Melt! Festival in Ferropolis oder das Tollwood Festival in München klären über den hohen CO2-Fußabdruck auf, der aus den Emissionen der Publikumsanreise resultiert. Sie empfehlen oder subventionieren sogar die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, stellen Shuttle-Busse oder organisieren Fahrradtouren zum Veranstaltungsort (Krafeld, S. 3).

Quellen:
Ökobilanz Radiohead – Best Foot Forward Ltd.: 2003 und 2006 ließ Radiohead die Umweltbelastungen untersuchen, die durch ihre eigenen Tourneen entstanden.

First Step – Catherine Bottrill (Julie’s Bicycle): Eine Untersuchung der Treibhausgas-Belastungen durch die britische Musikindustrie im Jahr 2007.

Klimawandel? Da muss ich den Haustechniker fragen – Merle Krafeld (Van-Magazin): Eine Bestandsaufnahme zum Klimabewusstsein im klassischen Konzertbetrieb

Johanna Sandhäger

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